„Ich möchte nicht Landrat werden“

23.10.19 –

Toni Schuberl wird in Passauer Kreistag verabschiedet, weil er nach FRG zieht – Als Landrat will er hier aber nicht kandidieren

Von Jennifer Jahns und Gudrun Wanninger

FRG/Neuburg an Inn. Links im Saal und ganz vorne war der Platz von Toni Schuberl bei den Kreistagssitzungen im Passauer Landkreissaal auf Schloss Neuburg am Inn. Wurden dem Landrat unbequeme Fragen gestellt, kamen sie so manches Mal aus dieser Ecke. Fünf Jahre lang hat der Grünen-Abgeordnete sich unerschrocken für seine ökologischen Standpunkte eingesetzt, jetzt aber hat Toni Schuberl seinen Stuhl freigemacht für einen Nachfolger. Grund: Schuberl ist in den Landkreis Freyung-Grafenau gezogen, nach Zenting.
Anfang September hatte er seinen Rücktritt in einem Brief an Passaus Landrat Franz Meyer angekündigt, nun wurde er vom Passauer Kreistag offiziell entlassen und verabschiedet.
Jetzt also Wohnort Zenting, Freyung-Grafenau. Da hat die örtliche PNP einmal bei Schuberl nachgehakt: Hat er dann hier politische Ambitionen, will er etwa in einem Gremium aktiv werden? Oder bei den Wahlen im kommenden Jahr gar für den FRG-Landratsposten kandidieren?
„Ich bin ein politischer Mensch und ich möchte auch auf kommunaler Ebene in meiner neuen Heimat aktiv sein“, sagt Schuberl auf Anfrage. „Das muss ich aber noch mit dem Kreisverband der Grünen in Freyung-Grafenau konkret besprechen. Da will ich mich nicht aufdrängen.“
In Sachen Landrats-Posten sagt Schuberl indes ganz klar: „Als Landrat werde ich nicht kandidieren. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Mandat als Abgeordneter und ich möchte nicht Landrat werden. Also kandidiere ich auch nicht.“
Bei seiner Abschiedsrede im Passauer Kreistag wollte Schuberl gar nicht so sehr sich in den Vordergrund stellen – dafür aber eines seiner politischen Vorbilder, nämlich seinen Großvater, Franz Schuberl, Mitbegründer der CSU im Landkreis Passau und Inhaber zahlreicher politischer Ämter. Unter anderem war Großvater Schuberl 30 Jahre lang Mitglied im Passauer Kreistag, acht Jahre als stellvertretender Landrat. „Auch aus diesem Grund war es mir eine Ehre, Mitglied in diesem Kollegium gewesen zu sein“, sagte Schuberl. Hätte der Großvater seinen Enkel als Grünen-Politiker erlebt, hätte es sicher allerhand Kontroversen gegeben, meinte Schuberl. Sicher aber ist er, dass sie die Liebe zur Natur geeint hätte und damit auch die Kritik am Flächenverbrauch, die Sorge um den Zustand der Wälder und das dringende Interesse, den Klimawandel zu stoppen.
Es habe, so Schuberl, auch mit den Kreistagskollegen die ein oder andere Auseinandersetzung gegeben. „Wir haben hier viel und hart gestritten“, erinnerte er sich. „Dabei gab es durchaus eine Aufgeschlossenheit, manche grünen Anträge mitzutragen“, stellte Schuberl aber auch anerkennend fest und verwies auf den ÖPNV-Antrag der Grünen, der auf einen gemeinsamen Tarif und Verkehrsverbund abgezielt habe und nun Früchte trage. Für die Interessen der Region bleibe er als Abgeordneter trotz seines Abschieds aus dem Landkreis Passau auch weiterhin ein Ansprechpartner, versicherte er dann.
Auch in Erinnerung an so manchen Schlagabtausch zwischen Grünen-Politiker Schuberl und seiner Person lobte Landrat Franz Meyer doch die Gespräche, die immer von Respekt und Offenheit geprägt gewesen seien. „Ich habe unsere Zusammenarbeit sehr geschätzt, auch wenn wir inhaltlich nicht immer einer Meinung waren“, sagte Meyer.
Einstimmig billigten die Kreisräte die Niederlegung von Schuberls Mandat und das Nachrücken des Listennachfolgers: Robert Steinbauer, der für Bündnis 90/Die Grünen im Gemeinderat Aldersbach sitzt, wurde als Passauer Kreisrat vereidigt.

Quelle: Passauer Neue Presse vom 22.10.2019

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